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Kunst

m_schoettel@hotmail.com | Juli 19th-2021 | No Comments
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Nachbearbeitung einer Ausstellung von Frau Hausner.

Am Eingang Sonntags: Warteschlange. Warteschlange wird von streng dreinblickenden Damen und Herren in Zehnereinheiten portioniert. Ich fühle mich schuldig, kann das aber durch meine Maske kaschieren. Als ich glaube, eingelassen zu werden, schließt sich direkt vor mir der Portioniergurt. Weiteres Warten. Schließlich werde ich wortlos aber bestimmt weitergewunken. Nächste Warteschlange. Vor der Kassenhalle. Gleiches wiederholt sich: Schweigende Portionierer, vor mir schließt sich der Gurt. Warte. Gehe.

Kassa. Warteschlange. : 16,90€ ich kaufe das Ticket um 19 € und kriege dafür viele weitere Eintritte in Bundesmuseen gratis dazu. Der Composteur schaut mich mit durchdringendem Blick an. Ich fühle mich ertappt. Er lässt mich durch, trotz umgeschnalltem Rucksack. Es piept. Ich, Rucksack und Schuldgefühle sind drinnen. Draußen und in mir braut sich ein Gewitter zusammen.

Die Bilder: Beeindruckend und voller Lebensfarben. Wirklich empfehlenswert.

Aufseher 1: Ich soll den Rucksack doch bitte nur an einem Gurt tragen. Draußen gewinnen die Gewitterwolken an Kraft, in mir duellieren sich Schuld und Wut. Ungern, aber doch hänge ich den Rucksack über meine linke Schulter, die Asymmetrie des Gewichts macht mir Kreuzschmerzen, von denen ich mich gerade zu erholen versuche (habe die letzte Woche liegend und gehend verbracht).

Aufseherin 2: Ich soll den Rucksack, doch in der Hand halten oder ihn mir vor die Brust schnallen. Ich empfehle ihr, sich doch mit ihrem Kollegen abzustimmen, bin schon ordentlich geladen. Draußen höre ich es donnern. Die Aufseherin besteht darauf, es ist ihr egal, was ihr Kollege Aufseher mir gesagt hat. Dieser Raum ist ihr Reich und sie ist die Königin. (Japanische) Bevormundung wirkt (Vorsicht: abwertendes Stereotyp!). Wer, wenn nicht mutmaßliche Japaner können absurde Regeln durchsetzen. Also nehme ich meinen Rucksack an der Schlaufe und denke mir 10 Arten aus, mich für die kundenfreundliche Behandlung zu revengieren. Ich sage noch: „Ihre Anweisungen sind ebenso verwirrend, wie die Bilder der Ausstellung“. Ihre giftigen Blicke verfolgen mich, sie merkt instinktiv, dass ich ein Unsicherheitsfaktor in ihrem Reich bin. Zu ihrem Leidwesen lasse ich die Bilder ganz, die sie durch meinen Rucksack gefährdet sieht. Wie gerne hätte sie die Polizei geholt und mich abgeführt, wie einen Verbrecher (Achtung: unbegründete Vermutung!). Ich hätte mich für schuldig befunden und wäre mit hängendem Kopf aus der Ausstellung gegangen.

Die Bilder nehme ich von da an nur mehr durch einen Nebel wahr. Draußen gewittert es in Strömen. Der Regen bleibt mir die ganze Radfahrt nach Hause erhalten. Am nächsten Tag ist die neue Donau überflutet und mein AMS Betreuer ruft mich an. Wieder viel Grund, sich wütend und Schuldig zu fühlen.

Disclaimer: Dieser Text ist fiktional und von mir frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit echten Personen sind nicht intendiert und rein zufällig.

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