Als ich klein war, wollte ich nicht Feuerwehmann werden, nicht Krankenschwester, nicht Arzt. Ich wollte nichts werden und das irritierte mich lange. Ich spielte mit und tat so, als würde ich was werden wollen, ich machte Ausbildungen noch und nöcher, um vorgeben zu können, etwas zu werden. Ich konnte es mir nicht vorstellen, etwas zu sein. Es fühlte sich an, als ob ich mir bei vollem Bewusstsein eine Zwangsjacke anziehen würde, eingesperrt und mir nur erlaube, mit meinem Kopf zu wackeln und die Augen zu verdrehen. Das war nicht das Leben, das ich mir vorstellte.
Mich faszinierten vielmehr die verrückten Menschen, wenn sie z.B. in der U-Bahn auftauchten und einfach laut zu reden anfingen oder zu singen oder zu schimpfen. Sie erschrecken die Mehrheit der Menschen, die nur stumm und müde dasitzen, erschöpft von ihren immer gleichen Routinen. Sie erschrecken sich, weil diese Personen die ungeschriebenen oder geschriebenen Regeln brechen, mehr noch, sie beleuchten diese Regeln mit ihrem hellen Licht.
Irgendwann erwachte in mir der Wunsch, auch so verrückt zu sein und ich arbeite seitdem hart an der Umsetzung dieses meines Lebenszieles. Die Dinge, die mir im Weg standen waren Scham, Schuld und die Angst, über mein normales Leben hinaus zu wachsen. Aber ich stelle mit immer größerer Freude fest, dass ich meinem Ziel täglich näher komme.
Um Verrückt zu werden, konnte ich die Welt nicht einfach so akzeptieren, wie sie mir erschien: real. Ich bemerkte, dass diese Realität mit meinen Sinnen, Gedanken und Gefühlen zusammenhing. Sie waren es, die mich in dieser Realität festhielten. Also beschloss ich, sie einfach zu ignorieren. Aber je mehr ich sie ignorieren wollte, umso lauter meldeten sie sich zu Wort. Also ließ ich ihnen die Freude, wenn es das ist, was sie wollten: sich im Kreis zu drehen. Irgendwann wird ihnen schwindlig werden und dann taucht es auf. Aus dem Nichts kommt es hervor: das Neue, das Aufregende, das Unbekannte. Die Gedanken werden Angst erzeugen, die Augen werden mich Dämonen sehen lassen, nur weil sie es hassen, dass ihre Weltsicht infrage gestellt wird. Es gibt nur was ich sehe, sagen meine Augen, es gilt nur, was ich denke, sagen meine Gedanken. Ich werde ihnen sagen: Klappe halten! Und ich werde weiterreisen in die Welt der Verrückten. Es wird das erste Einhorn auftauchen und die Bäume werden mit mir sprechen. Sie werden sagen: endlich sieht uns wieder einer. Ich werde bemerken, dass sie immer da waren. Ein Phönix wird auf mich zufliegen und eine seiner Tränen auf mich fallen lassen. Diese Träne wird den Staub des Leiden abwaschen und ich werde mit nie dagewesener Klarheit sehen, was die Welt wirklich ist: ein Traum der Verlorenen.
Auch die Gedankenwirbel werden irgendwann zur Ruhe kommen und mit ihnen die ganzen Sorgen, die Ängste und der Stress, in diesem begrenzten Universum leben zu müssen. Zeit und Raum werden sich vor mir verneigen und ich werde jenseits und diesseits davon wunderbare Abenteuer erleben.
Ich werde bemerken, das ich in jedem Atom des Universums bin und in allen Dimensionen dazwischen darunter und darüber. Ich werde bemerken, dass mein Herzschlag der Puls des Universums ist. Die Sterne am Himmel scheinen für mich.
Also, nein ich glaube nicht, dass das, was ich sehe und wahrnehme alles ist, da ist ein Normierungsprogramm darüber gelaufen. Jemand hat eigenmächtig eine Norm in die Welt gesetzt, und ohne dass es ihre eigene Entscheidung ist, akzeptieren die meisten Menschen diese Norm. Sie könnten auch ihre eigene Verrücktheit akzeptieren und so frei von ihren Scheuklappen werden. Aber verrückt werden macht Angst. Verrückt sein macht frei. wenn man verrückt sein will. Verrückt sein tut weh, wenn man es nicht sein will und die Dämonen fürchtet. Aber die Dämonen sind deine eigenen!
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